Ab Sommer 1986 wurde in der Zeitschrift PC International die Artikelserie Das Software-Expeximent veröffentlicht, die schwerpunktmäßig die Themen experimentelle Mathematik, Simulationen und künstliche Intelligenz behandelte. Erklärtes Ziel war es dabei, den Leser nicht nur mit einer Anzahl Programms zum Abtippen zu versorgen, sondern ihn auch zum Mitmachen bzw. Mitdenken zu ermuntern.
Der große Erfolg der Serie war der Anlaß, das umfangreiche Material noch einmal in kompakter Form zu veröffentlichen und es damit allen CPC-Besitzern zugänglich zu machen, die ihren Rechner womöglich erst zu einem späteren Zeitpunkt erworben haben. Wie Sie sehen werden, stellt das Software-Experiment nicht nur eine außerordentlich vielseitige Programmsammlung dar, sondern bietet darüber hinaus eine geballte Ladung Know How, das in diesem Anleitungsbuch auf anschauliche und unterhaltsame Weise vermittelt wird.
Ein grafik- und musikfähiger Heimcomputer wie der CPC bietet eine Vielfalt kreativer Möglichkeiten, die zu einem großen Teil noch unerschlossen sind. Gerade die interessantesten Themen der Computergrafik und künstlichen Intelligenz erfordern jedoch ein fundiertes Wissen Über Datenstrukturen und Algorithmen, wenn man an dieser faszinierenden Entwicklung nicht nur als Konsument und Zuschauer, sondern auch als aktiver Forscher teilnehmen möchte. Deshalb werden in-den folgenden Kapiteln die in den verschiedenen Programmen des Software-Experiments verwendeten Verfahrensweisen und Techniken ausführlich erläutert, um Anregungen für die Realisierung eigener Ideen zu geben.
Natürlich verfügt ein Heimcomputer nicht über die Kapazität moderner Großrechenanlagen, wie sie an Universitäten und wissenschaftlichen Instituten zu finden sind. Trotzdem lassen sich dem CPC mit seinem leistungsfähigen Basic, seiner Farbgrafik und den 64 KByte Speicher bereits erstaunliche Bilder und Intelligenzleistungen entlocken. Wie Sie sehen werden, sind die im Software-Experiment behandelten Themen alles andere als trivial; die bei der Schilderung von KI-Problemen beliebten Minimalbeispiele wie etwa das übersichtliche, aber dafür reichlich langweilige Tic-Tac-Toe-Spiel werden Ihnen hier erspart bleiben.
Trotz des angestrebten Lerneffekts sollen beim Software-Experiment Spiel und Spaß nicht zu kurz kommen. Die ursprünglich auf den Abdruck als Listing zugeschnittenen Programme wurden noch eirmal überarbeitet, so daß sie sich jetzt Ready to Run auf Ihrer Diskette bzw. Kassette befinden und ohne Einschränkungen auf allen CPC-Typen (464/664/6128) laufen.Nur für CPC 464-Besitzer ist bei einem Programm (MORETTI.BAS) der 664/6128-Emulator (EMU.BAS) notwendig, der als Bonus mitgeliefert wird. Die Beschreibung des Emulators finden Sie im Anhang.
Die meisten Programm können also auch ohne Kenntnis der theoretischen Grundlagen einfach nur als Spielprogramme genutzt werden. Da sie jedoch ursprünglich als flexible Experimentierflächen konzipiert wurden, enthalten sie im allgemeinen keine aufwendige Benutzerführung wie Hilfsbildschirme oder ähnliches. Aus diesem Grund empfiehlt es sich, in den dazugehörigen Kapiteln zumindest die Bedienungshinweise gründlich zu studieren.
Die Texte enthalten teilweise Hinweise, die sich auf bestimmte Programmzeilen bzw. -abschnitte beziehen. Es ist für das Verständnis förderlich, wenn Sie sich die Listings für das jeweilige Kapitel ausdrucken lassen, indem Sie nach dem Laden LIST #8 eingeben. Falls Sie keinen Drucker besitzen, so genügt es notfalls auch, die interessanten Abschnitte mit LIST auf den Bildschirm zu holen.
...und an dieser Stelle bricht das Vorwort ab - eine fehlende Seite war nicht mehr aufzufinden. Deshalb als Ersatz hier ein abschließendes Nachwort. Dass diese "Neuauflage" der Artikelserie Das Software-Experiment in Form von HTML-Dateien überhaupt zustande gekommen ist, resultiert aus dem zufälligen(?) Zusammentreffen verschiedener Faktoren, die ich kurz aufzählen möchte:
Interessant ist es mitunter, in Google seinen eigenen Namen einzugeben und zu sehen, wo überall im Web man verzeichnet steht. Bei einem solchen Versuch traf ich auf einen Thread in einem CPC-Forum, in dem nach Artikeln und Programmen aus meiner Artikelserie geforscht wurde.
Einige Zeit später entdeckte ich, dass sehr gute CPC-Emulatoren als Freeware verfügbar sind. Das Ausprobieren schickte mich erst auf den Retro-Trip und dann in den Keller, wo nach einigem Herumwühlen drei CPC-Disks zum Vorschein kamen - eine davon enthielt sämtlichen Dateien zu der Artikelserie. Sie steckte in einer DIN A5-Ringbuch-Ausgabe des Software-Experiments, die der DMV-Verlag 1988 veröffentlicht hat, leider in äußerst bescheidener Qualität.
Nun wollte ich auch die alten Schätze noch mal in Aktion sehen. Da mir die Hardware-Ausrüstung fehlte, um die 3"-CPC-Disketten in Emulator-gerechte DSK-Imagefiles zu konvertieren, wandte ich mich auf gut Glück an einen der Thread-Teilnehmer... und fand in Michael Wessel einen sehr hilfsbereiten und interessierten Menschen, der vor allem noch echte CPCs besitzt. Mit diversen Hard- und Software-Problemen kämpfend, gelang ihm schließlich die Konvertierung der Disketten.
Derweilen gelangte ich zu der Überzeugung, dass auch die dazugehörigen Texte rettenswert wären. Also wurden 180 schlecht gedruckte Ringbuchblätter eingescannt und per OCR wieder in Textdateien verwandelt - ein mühsames und gleichzeitig reizvolles Unterfangen, das die Mentalität eines passionierten Museums-Restaurators erforderte. Eingefügt wurde noch etwas Bildmaterial - die Screenshots lieferte der CPC-Emulator CaPriCe32 von Ulrich Doewich, auf dem sämtliche Programme des Software-Experiments problemlos liefen (mitunter war ich froh, dass der Emulator optional eine höhere Geschwindigkeit erlaubt als das originale CPC-Tempo - was waren wir damals geduldig! Eine Stunde auf das Apfelmännchen warten...). Vielen Dank an dieser Stelle für die ausgezeichnete Freeware!
Die aktuelle Version des Emulators ist hier zu finden. Um die Programme des Software-Experiments auszuführen, muß zunächst über den Menüpunkt Disk/A-Insert Disk die beiliegende Image-Datei SOFTEX.DSK geladen werden. Die Eingabe des Befehls Cat mit anschließendem <RETURN> zeigt den Inhalt der Diskette an. Der Start eines Programmes erfolgt dann durch Eingabe des Basic-Befehls Run "Programmname" und Drücken von <RETURN>. Es empfiehlt sich jedoch, zunächst über den Menüpunkt Tools/Remap Controls das "Y" und "Z" des PC-Keyboards dem "Y" und "Z" der CPC-Tastatur zuzuordnen, um die voreingestellte englische Belegung an deutsche Verhältnisse anzupassen. Da das Tastaturlayout des CPC insbesondere bei Sonderzeichen und Spezialtasten stark vom PC abweicht, ist es ratsam, sich das dem Emulator als GIF-Datei beiliegende Bild der CPC-Tastatur anzuschauen und mit den Eintragungen unter Tools/Remap Controls zu vergleichen, da man sonst einige Zeichen, die nicht auf den gewohnten PC-Tasten liegen, erst nach einigem Herumprobieren findet.
Betrachtet man die Programme zum Software-Experiment aus heutiger Sicht, so wirken sie in ihrer äußeren Erscheinungsform recht altbacken - die Bedienung ist gelinde gesagt gewöhnungsbedürftig. Aber die Ergebnisse, die sie liefern, sind zu einem guten Teil immer noch interessant und überraschend. Und wer sich für die Themenbereiche experimentelle Mathematik, Simulationen und künstliche Intelligenz interessiert, wird dem dazugehörigen Lesestoff auch heute noch einiges abgewinnen können. Allen, die sich aus Nostalgie oder ungebrochener Freude an der Computer-Bastelei noch einmal dem Software-Experiment zuwenden, wünsche ich unterhaltsame Stunden und viel Vergnügen!
Matthias Uphoff