Kapitel 9: Entwicklungshilfe per Computer

von H. Brendjes / J-D. Kaufmann

Sollen Computer im Schulunterricht eingesetzt werden? Hier sind die Meinungen der Pädagogen gespalten: In einer Welt, in der Kinder ohnehin der Allgegenwart elektronischer Medien ausgeliefert sind, sollten sie nicht auch noch in der Schule vor dem Bildschirm sitzen, warnen die Kritiker. Kinder und Jugendliche müssen sich ohnehin früher oder später mit der Computertechnologie auseinandersetzen, halten die Befürworter dem entgegen, warum soll das nicht auf sinnvolle Weise im Unterricht geschehen? Doch wie man es auch dreht und wendet: Die Frage wird letztendlich nicht durch theoretische Erwägungen, sondern durch praktische Erfahrungen im Schulalltag geklärt werden.

Doch die Entwicklung steckt noch in den Kinderschuhen; geeignete Software ist bisher kaum verfügbar. Experimentierfreudigen Lehrern bleibt deshalb meistens nichts anderes übrig, als die Programme selbst zu schreiben. Um Material zur Verfügung zu stellen und Erfahrungen zu vermitteln, veröffentlichen wir den folgenden Bericht, der die Arbeit mit einer Computersimulation im Erdkunde-Unterricht beschreibt.

1. Entwicklungshilfe als Thema des Erdkunde-Unterrichts

Das Unterrichtsthema Entwicklungshilfe bedarf seinerseits einer Hilfe zur Entwicklung. Zunehmend sind Lehrer wie Schüler überfordert, wenn es darum geht, die für dieses Lernfeld gesteckten Ziele zu erreichen. Lehrer wie Schüler stehen im Widerspruch zwischen der theoretischen Behandlung von Entwicklungsbemühungen und der Praxis, nämlich der häufigen Darstellung von Verarmung in der Dritten Welt durch die Medien gegenüber.

Die Problematik des Themas Dritte Welt liegt in seiner Komplexität. Sie spiegelt sich allein schon in dem Unvermögen wieder, zentrale Begriffe wie Unterentwicklung oder Entwicklung exakt und allgemeingültig zu definieren. Einseitige Erklärungsversuche von Unterentwicklung und ebenso einseitig begründete Strategien der Entwicklungshilfe bringen allenfalls Halbwahrheiten hervor. Unterentwicklung und Entwicklung sind jedoch durchweg weitverzweigte Problem, die ein vielschichtiges Vorgehen erfordern und deren Veranschaulichung durch Medien wie Text und Grafik zwangsläufig unzureichend sein muß.

Wer Entwicklungsprobleme im Unterricht verständlich machen will, steht vor einer doppelten Schwierigkeit: Entwicklungsländer und ihre Probleme lernt der Schüler nicht durch eigene Anschauung und Erfahrung kennen, sondern nur durch indirekte und ausschnittsweise Vermittlung über Medien. Was Hunger in einem Sahelland bedeutet, kann er auch dann nicht nachempfinden, wem er freiwillig einige Tage auf alle Nahrungsmittel verzichtet. Hilfe für diese Probleme reduziert sich für den Schüler in aller Regel auf Nahrungsmittelhilfe und das klassische Bohren von Brunnen.

Die Beurteilung der Auswirkungen dieser Maßnahmen auf das Umfeld erfordert ein Begreifen der netzwerkartigen soziologischen und ökologischen Strukturen, die auf herkömmliche Weise einem Schüler nicht vermittelt werden können. Hier bietet sich der Einsatz von Computern im Schulunterricht geradezu an, um mit Hilfe eines geeigneten mathematischen Modells die Situation unter Zugrundelegung gewisser Vereinfachungen und Annahmen zu simulieren.

2. MORETTI im Schuleinsatz

Im Sommer 1985 lief in den dritten Fernsehprogrammen eine Sendung, in der sechs Teilnehmer eines Volkshochschulkurses ein Entwicklungshilfeprojekt in einer Computersimulation durchführen sollten. Die Kommunikation mit dem Rechner erfolgte ausschließlich über ausgedruckte Tabellen und einen Moderator, der die Tastatur bediente. Die Idee, einen derart komplexen Zusammenhang mit Hilfe eines Rechners durchspielen zu lassen, fanden wir durchaus überzeugend; die praktische Durchführung im Schulunterricht erforderte jedoch einige Änderungen.

Der Umgang mit dem Programm/Rechner war so zu gestalten, daß kein Moderator/Lehrer zur Verständigung mit dem Rechner erforderlich ist, sondern jeder Schüler allein oder in einer kleinen Gruppe (bis 3 Schüler) dieses leicht bewältigen kann. Auch waren die Daten zur Situationsanalyse (Ist-Zustand) sowie zur Planung der Maßnahmen für die nächsten Jahre (Soll-Zustand) so darzustellen, daß sie sich Schülern der Klassen 9 bis 11 in einer verständlichen, ansprechenden Form präsentieren. Nicht zuletzt erschienen uns die im Programm eingearbeiteten Zusammenhänge teilweise noch zu stark vereinfacht bzw. unvollständig.

In den kalten norddeutschen Wintermonaten 1985/86 haben wir (zwei Realschullehrer und Hobby-Informatiker) in rund 100 Mannstunden ein Programm für den Schneider CPC gestrickt, das unseren Anforderungen entsprach und das anschließend im Unterricht einer 10. Klasse (Erdkunde Wahlpflichtkurs) durch den dort unterrichtenden Kollegen erprobt wurde. Dieser Kollege hatte zunächst eine ausgeprägte Computer-Phobie, wurde dann von uns aber zu seinem Glück gedrängt: Er setzte es im Rahmen seiner Unterrichtseinheit etwa 10 Stunden lang ein und war danach ebenso wie seine Schüler begeistert.

Das Programm MORETTI.BAS soll nun stets zum Einüben theoretisch erarbeiteter Inhalte beim Thema Entwicklungshilfe eingesetzt werden. Der Einsatz des Computers in der Schule ist aus unserer Sicht sehr fragwürdig, wenn ein Thema den Schülern besser auf andere Weise nahegebracht werden kann. In diesem Fall aber erschließt die Arbeit mit dem Computer ganz neue Bereiche; nur so ist es möglich, die Entwicklungen mathematisch beschreibbarer System auf anschauliche Weise zu studieren. Der entscheidende Vorteil liegt darin, daß Schüler nunmehr theoretische Zusammenhänge praktisch und spielerisch erfahren und anwenden können; manche Zusammenhänge offenbaren sich sogar erst durch den handelnden Umgang mit der Simulation.

3. Probleme der Sahelzone

Die Sahelzone Westafrikas als Übergangsraum zwischen der Wüste Sahara und der tropischen Savanna ist seit langer Zeit eine Kontaktzone zwischen nomadischer und seßhafter Bevölkerung. Das ermöglicht auf der einen Seite den Austausch von Anbauprodukten und Produkten der Viehwirtschaft, führt aber durch den doppelten Nutzungsanspruch zu schwerwiegenden Problemen in der landwirtschaftlichen Entwicklung. Insbesondere gilt das, wenn Dürreperioden die Nutzungsmöglichkeiten des Lebensraumes beschränken. Als lebenswichtige Frage erweist sich das Verhältnis von Ökopotential und tatsächlicher Nutzung der natürlichen Ressourcen. Dabei hat sich gezeigt, daß eine landwirtschaftliche Übernutzung, sowohl in Anbaubereich als auch in der Viehwirtschaft, schwerwiegende Schäden hervorruft und eine Ausdehnung von Arealen mit wüstenhaften Bedingungen begünstigt. (1)

3.1. Niederschläge

Die Schwankungsbreite der Niederschläge ist sehr hoch, sie beträgt teilweise mehr als 50% in Dürrejahren. Man darf daher bei der Beurteilung der zu erwartenden Niederschläge nicht vom absoluten Jahresmittelwert ausgehen. Die Zahl der trockenen Jahre überwiegt die der feuchteren Jahre deutlich. Entscheidendes Merkmal der Sahelzone ist die kurze sommerliche Regenzeit mit hoher Variabilität der Regenmengen und die Gefahr, daß mehrere aufeinanderfolgende trockene Jahre den Grundwasserspiegel absinken lassen und so eine Dürrekatastrophe auslösen.

3.2. Viehwirtschaft

In günstigen Jahren findet eine starke Vermehrung der Herden statt. Das führt zu einer Überweidung: Die Weidefläche wird durch Abgrasen derart zerstört, daß eine natürliche Regeneration des Pflanzenbestandes ausbleibt. Das Gebiet wird so zur Wüste, wodurch sich das Nahrungsangebot für das Vieh vermindert. In Dürrejahren verhungern dann große Teile des in besseren Zeiten angewachsenen Viehbestandes, weil ein rechtzeitiger Verkauf und damit eine Kapitalverbesserung unterbleibt. Ursache dafür ist ein historisch begründetes Eigentumsverständnis: Der Eigentümer kann über das Vieh nicht nach eigenem Gutdünken verfügen, sondern er ist dafür im Auftrag seiner Ahnen verantwortlich, und das heißt natürlich Besitzstandswahrung als Nachweis besonderer Macht und Stellung. So ist zum Beispiel in Nordghana der Aufbau einer Fleischindustrie versucht worden, aber trotz vorhandener Herden haben die Bauern nur wenige Tiere verkauft, was für die Fabrik nicht ausreichte.

3.3 Grundwasser und Brunnen

Die Wasserversorgung im Sahel ist dort durch Verwüstung gefährdet, wo eine Überzahl von Brunnen die Grundwasservorräte rasch schwinden läßt. Es bilden sich dabei ringartig um die Brunnen auftretende Flächen, in denen keine Vegetation mehr möglich ist: Der Grundwasserspiegel sinkt, außerdem werden die Pflanzen durch die sich an den Brunnen konzentrierenden Herden abgefressen und zertrampelt. Auf diese Weise entstehen um Tiefbrunnen Kahlflächenringe mit bis zu 32 km Durchmesser. Auch in noch weiterem Umkreis stirbt ein Teil der Vegetation an Wassermangel.

3.4 Bevölkerungsentwicklung

Die schnelle Zunahm der Bevölkerung in den Entwicklungsländern ist eines der größten Hindernisse, um den Kreislauf der Armut zu durchbrechen. Nach den gegenwärtigen Schätzungen wird die Weltbevölkerung von zur Zeit etwa 4,7 Milliarden Menschen bis zum Jahr 2000 auf etwa 6,1 Milliarden Menschen anwachsen. Da rund 80% dieses Zuwachses in den Entwicklungsländern stattfindet, werden statt der gegenwärtig gut 70% zur Jahrtausendwende 78% der Weltbevölkerung in Entwicklungsländern leben. Die Ursachen dieser Bevölkerungsexplosion liegen sowohl in den steigenden Geburtenziffern als auch in den fallenden Sterberaten. Durch die Verbreitung der Errungenschaften der modernen Medizin, die Bekämpfung der Seuchen durch Massenimpfungen und Verbesserung der hygienischen Verhältnisse konnte die durchschnittliche Lebenserwartung der Bevölkerung in den Entwicklungsländern auf 55 Jahre gesteigert werden (zum Vergleich: in Mitteleuropa ca. 70 Jahre). Familienplanung ist ein entscheidener Beitrag, die Bevölkerungsexplosion in den Griff zu bekommen. (2)

3.5 Handel auf Märkten

Märkte werden in zentralen Orten und größeren Dörfern alle paar Tage abgehalten. Das bedeutet aber nicht, daß dort ein reger Handel nach marktwirtschaftlichen Gesichtspunkten stattfindet, wie wir es gewohnt sind. Vieh, Geflügel oder Getreide (Hirse) werden nur verkauft, um den Erlös zum Erwerb lebensnotwendiger Güter anderer Art zu verwenden, die nicht selbst produziert werden können. Angebot und Nachfrage auf dem Markt beeinflussen kaum die Produktion von landwirtschaftlichen Gütern.

4. Mathematisches Modell der Simulation MORETTI

Alle im vorangegangen Abschnitt aufgeführten Aspekte und ihre wechselseitigen Abhängigkeiten und Rückkopplungen sind von uns durch mathematische Gleichungen beschrieben worden. Sie bilden das Herzstück der Simulation.

Bei der Konstruktion dieser Gleichungen haben wir uns zum einen durch einen Experten für die Landwirtschaft der dritten Welt fachkundig beraten lassen, zum anderen haben wir durch viele Berechnungen und Probeläufe von Programmteilen das Verhalten des Modells getestet. Dabei zeigte sich, daß die sehr oft in anderen Programmen verwendeten linearen Beziehungen nicht zu wirklichkeitsgetreuen Ergebnissen führen. So wird die Erhöhung der Brunnenzahl von 2 auf 4 andere Auswirkungen haben als die Erhöhung von 4 auf 6 oder von 7 auf 9. Weiterhin hängt die Vegetationsmenge noch von anderen Parametern ab: Rinderzahl, Regen, Grundwasserstand, Vegetationsfläche und Verdunstung.

5. Die Bedienung des Programms

An dieser Stelle zunächst ein wichtiger Hinweis für CPC 464-Besitzer: Das Programm MORETTI.BAS nutzt den erweiterten Basic-Befehlssatz des CPC 664/6128. Um es trotzdem auf Ihrem Rechner laufen lassen zu können, müssen Sie die 664/6128-Emulation installieren, die sich auf Ihrer Diskette / Kassette befindet und den erweiterten Basic-Befehlssatz auch auf dem CPC 464 zur Verfügung stellt. Das geschieht, indem Sie RUN "EMU" eingeben und dann warten, bis die Meldung Basic 1.1 installiert auf dem Bildschirm erscheint. Danach können Sie dann das Moretti-Programm normal mit RUN "MORETTI" starten. Weitere Informationen zum Emulator finden Sie im Anhang.

Im Simulationsprogramm MORETTI geht es darum, eine Gruppe von Menschen in der Savanne Afrikas, eben die Moretti, durch geeignete Maßnahmen zu einer größeren Stabilität der Lebensbedingungen zu führen, d.h. dafür zur sorgen, daß die Ernährung ausreichend ist, genügend Wasser vorhanden ist und Mensch und Tier gegen Seuchen ausreichend unempfindlich werden. Zu diesem Zweck steht ein Kapital von 500.000 DM zur Verfügung, mit dem der Entwicklungshelfer gut haushalten muß.

Durch sinnvollen Einsatz dieser Mittel soll er die Menschen in die Lage versetzen, im weiteren ohne Zuschüsse auszukommen und notwendige Geldmittel durch den Verkauf von Rindern zu erlösen. Gelingt das nicht und sinkt die Bevölkerungszahl oder die Rinderzahl unter eine bestimmte Grenze, so ist das Projekt gescheitert, was dann auch angezeigt wird.

Die Parameter sind durch das oben erwähnte mathematische Modell miteinander verknüpft und bieten alle Möglichkeiten zur Durchführung eines eigenen Konzeptes, das natürlich alle Fehler vergangener Entwicklungshilfepolitik enthalten kann: Erschöpfung des Grundwassers durch Tiefbrunnen, Beschränkung auf Nahrungsmittelhilfe, medizinische Versorgung ohne Geburtenregelung etc. Ein Projekt verläuft erfolgreich, wenn es gelingt, die Moretti über 30 Jahre in ihrer zahlenmäßigen Größe etwa konstant zu halten, und zwar möglichst bei verbesserten Lebensbedingungen (Rinder je Einwohner = Lebensstandard) und einer relativ großen Unempfindlichkeit gegen natürliche Einwirkungen (Seuchen, Trockenperioden).

Zur weiteren Erläuterung des Vorgehens im Programm sind im folgenden die verschiedenen Bildschirme dargestellt und kommentiert; es kann über den Hauptschirm (Chronologie) stets zu allen Schirmen gewechselt werden. Bei der Arbeit mit dieser Simulation ist häufig die Unterrichtsstunde eher zu Ende als das Projekt; aus diesem Grund kann zu jeder Zeit der aktuelle Stand mit der Taste <S> auf einer Diskette gespeichert werden, um in einer anderen Stunde nach dem Laden via <L> mit dem letzten Stand fortzufahren.

5.1 Hauptschirm, genannt Chronologie (Taste <C>)

Der obere Teil enthält die wesentlichen Informationen der jeweils letzten drei Jahre, so daß Tendenzen erkannt und beurteilt werden können. Beim Grundwasserstand bedeutet +0.0 den Mittelwert. Abweichungen davon ergeben sich durch Regen, Trockenheit und den Betrieb von Brunnen. Der untere Teil gibt eine Kurzübersicht über die für das laufende Jahr getroffenen Maßnahmen, um so in Verbindung mit den anderen Informationen eine Grundlage zur Planung des folgenden Jahres zu schaffen. Die Taste <TAB> blendet die Tastenbelegung zur Anwahl anderer Bildschirme ein. Groß- und Kleinschreibung ist dabei bedeutungslos; die Betätigung nicht belegter Tasten wird vom Programm ignoriert und führt nicht zu Fehlreaktionen.

5.2 Entwicklungshilfemaßnahmen (Taste <M>)

In diesem Schirm können verschiedene Maßnahmen für das jeweils folgende Jahr geplant werden, die unterschiedlich intensiv mit entsprechend unterschiedlichen Auswirkungen sind. Dieser Schirm dient sowohl als Übersicht und Erläuterung der Maßnahmen, als auch zu deren Veränderung (Taste <V>). Bei der Bekämpfung der Rinderseuche, dem Gebrauch von Antikonzeptiva (Mittel zur Empfängnisverhütung) sowie der medizinischen Versorgung ist zu beachten, daß beim Erhöhen der Intensitätsstufe jeweils die Grundkosten pro Stufe anfallen, so daß ein häufiger Wechsel der Stufen entsprechend viel Kapital verbraucht. Zum Kauf/Verkauf von Rindern bzw. zum Hirsekauf wird in einen anderen Schirm gewechselt, der die Marktsituation darstellt. Angebot und Nachfrage sowie die Preise verändern sich von Jahr zu Jahr. Alle hier getroffenen Entscheidungen werden erst wirksam, wenn im Hauptschirm (Chronologie) in das Folgejahr übergewechselt wird.

5.3 Rindermarkt von Dorso Duro

Der Rindermarkt dient dazu, nach Seuchen die Herden zu vergrößern bzw. bei entsprechend großen Herden Mittel für notwendige Maßnahmen zu erlösen. Der Übergang in diesen Schirm erfolgt, wie auch im nächsten Punkt, beim Verändern automatisch.

5.4 Hirsemarkt von Grana Nera

Hier kann Hirse gekauft werden, die als Nahrungsmittelhilfe dient. Ist Hirse gekauft, jedoch nicht benötigt worden, so wird sie teilweise gegessen und verfüttert oder gelagert, wobei ein Teil der eingelagerten Hirse verdirbt, so daß der Vorrat langsam abnimmt.

5.5 Darstellung der kritischen Werte (Taste <K>)

Dieser Schirm bietet eine Hilfe bei der Einschätzung der Lage der Moretti. In zwei Balkendiagrammen wird dargestellt, wie gut die Nahrungsgrundlage für Menschen bzw. Rinder ist. Bei Werten unterhalb des Existenzminimums stirbt ein Teil der Tiere bzw. Moretti. Die Versorgung der Rinder ist eine wesentliche Entscheidungshilfe beim Kauf oder Verkauf von Tieren; so ist etwa der Kauf von Rindern sinnlos, wenn schon die vorhandenen Tiere zu wenig Futter haben.

Die Grafik für die Versorgung der Menschen berücksichtigt nur die Zahl der Rinder als Nahrungsgrundlage, so daß bei vorhandenen Hirsevorräten oder rechtzeitigem Kauf von Hirse Werte unterhalb des Existenzminimuns überbrückt werden können, ohne daß es Hungertote gibt.

5.6 Grafik der zahlenmäßigen Entwicklung (Taste <G>)

Hauptaufgabe dieser Grafik ist es, die zahlenmäßige Entwicklung der Menschen und Rinder zu zeigen und damit sowohl den Verlauf des Projekts über den gesamten Zeitraum von 30 Jahren zu dokumentieren, als auch im Überblick langfristige Entwicklungen und deren Ursachen sichtbar zu machen. Dazu dient speziell die Einblendung farbig abgesetzter Rechtecke auf der Zeitachse, die die Zeitpunkte des Auftretens von Seuchen bei Menschen (unterhalb der Achse) und Tieren (oberhalb der Achse) markieren und dadurch eine Erklärung für den Verlauf der beiden Kurven liefern. Durch den Vergleich mehrerer Grafiken nach Ablauf von 30 Jahren lassen sich sehr gut die Auswirkungen verschiedener Entwicklungshilfestrategien aufzeigen und deren Wirksamkeit diskutieren.

Literaturverzeichnis:

(1) Der Bundesminister für wirtschaftliche Zusammenarbeit: Leben am Rande der Sahara, Rautenstrauch-Jöst-Museum, Köln 1981

(2) Der Bundesminister für wirtschaftliche Zusammenarbeit: Politik der Partner, 6. Auflage 1983

Der Bundesminister fÜr wirtschaftliche Zusammenarbeit: Zusammenarbeit mit Entwicklungsländern: So sieht die Praxis aus, 4. Auflage 1984

B. Rinder: Unterrichtsskizze Dürrekatastrophe im Sahel. In: Geographie im Unterricht, 6/80; Friedrich Verlag, Seelze